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Lernen in den Ferien – Druck rein oder Druck raus?
Artikel von Juli 2019 – überarbeitet Juni 2024
„Wie kann ich mein Kind in den Ferien auf die nächste Klasse vorbereiten?“
So lautet eine harmlose Frage in meiner Facebookgruppe. Noch ein paar Wochen bis zu den Sommerferien und eine Mutter möchte wissen, was sie sinnvollerweise mit ihrem Kind üben kann, damit es einen guten Start in die 2. Klasse hat.
Eine der Antworten war: Jetzt mach doch keinen Druck, das Kind muss sich doch auch mal erholen“.
Abgesehen davon, dass ich aus der simplen sachlichen Frage keinerlei Druck für das Kind herauslesen kann, bleibt die Essenz: „Wer in den Ferien mit seinem Kind lernt, setzt es unnötigem (Leistungs)druck aus. Kinder sollen die Freien zum Erholen haben und genießen. Schule fängt ja früh genug wieder an. Wenn überhaupt in den Ferien für die Schule üben, dann nur im Alltag oder spielerisch, aber doch bitte nicht für die Schule“.
Na gut. Lass uns mal genauer reinschauen, denn das Thema ist vielschichtig.
Lernen in den Ferien – kann man denn überhaupt „nicht lernen“?
Nö. Wir alle lernen immer und überall. Das Gehirn ist zum Lernen gemacht. Es ist quasi ein Job, der sich nicht ausschalten lässt. Das Herz macht ja auch nicht mal ein paar Wochen Pause und keiner käme auf die Idee, seinen Körper in den Ferien mal besonders zu schonen. Damit könnten wir also schon die Frage abschließend beantworten: selbstverständlich wird sich Dein Kind in den Ferien etwas aneignen :), egal ob Du das bewusst steuerst oder nicht.
„Lernen“ als Ausdruck für „am Tisch sitzen“ bzw. „schulische Inhalte pauken“
Besonders in meinem beruflichen Alltag erlebe ich es immer wieder: Als „Lernen“ wird etwas empfunden, bei dem das Kind am Tisch sitzt und dabei ein Arbeitsheft oder -blatt mehr oder weniger abarbeitet. Lernen wird als lästige Pflicht empfunden.
Sollte man das in den Ferien machen? Nein.
Sollte man das außerhalb der Ferien machen? Nein.
Neue Fähigkeiten zu erwerben ist so viel mehr als pauken mit Arbeitsblättern, Ferienheften und stumpfes Wiederholen der alten Schulbücher.
„Wir lernen nicht, wir lesen nur.“
Neulich in der SBahn wurde ich Zeuge eines Gespräches zwischen zwei Müttern.
„In den Ferien lernen wir nicht. Meine Tochter liest nur jeden Tag ein bisschen. Sie ist sonst einfach zu weit hintendran mit dem Lesen für die dritte Klasse.“
Interessant. Lesen trainieren ist also nicht „lernen“? Wieso sieht die Mutter das so?
Weil sie weiß, das Lesen eine sehr wichtige Grundkompetenz ist? Weil sie ihrer Tochter das Lesen üben entsprechend schmackhaft machen kann? Weil sie selbst gerne liest und es für sie selbstverständlich ist, dass Kinder das üben? Weil man das Lesen auch ganz entspannt in gechillter Athmosphäre trainieren kann und es sich leicht anfühlt?
Lernen ist, wenn es anstrengend wird !?
Es scheint, als ob die anstrengende Variante des Lernens (lästiges Nachholen, bearbeiten von ungeliebten Aufgaben mit ungeliebten Formaten) verpönt ist, während die scheinbar mühelose Variante (selbstbestimmt, scheinbar nebenbei, spaßgesteuert) völlig ok bzw. sogar erwünscht ist.
Dabei vergessen wir, dass wir uns auch in der spaßgesteuerten Variante anstrengen müssen. Irgendwann kommt man immer an einen Punkt, an dem Lernen beginnt.
Die Einstellung macht den Unterschied
Wenn der Sommerurlaub vor der Türe steht und es ans Wasser geht, sind viele Eltern beharrlich, wenn es um die Schwimmfähigkeiten der Kinder geht. Es ist wichtig, dass das Kind sicher schwimmen kann, bevor es in den Pool springt, dass es sich lange genug im Wasser aufhalten kann, bevor es auf das Surfbrett steigt.
Der Schwimmkurs wird durchgehalten, und auch das ist „extra üben“, erlernen einer Fähigkeit, nicht immer aus reinem Spaß an der Freude, sondern aus einer Notwendigkeit heraus. Und genau da liegt die Antwort auf die Frage „sollen wir auch in den Ferien lernen?“ vergraben: Ist es notwendig und wenn ja, kannst Du/ Dein Kind es leisten?
Fragen, die Dir helfen, eine Antwort zu finden:
- Was passiert, wenn ihr in den Ferien (nicht) übt? Was ist die Konsequenz?
- Macht es einen Unterschied für Dein Kind, ob ihr übt oder nicht?
- Sieht Dein Kind/ siehst Du eine Notwendigkeit?
- Hast Du die Ressourcen, mit Deinem Kind zu üben?
- Hat Dein Kind die Ressourcen zu üben?
Allgemeine Grundsätze, die Lernen erfolgreich machen (auch in den Ferien 🙂 ) findest Du in diesem Blogartikel.
Schauen wir uns die Sache mit dem Druck genauer an
Woher kommt denn nun der „Druck“ beim Lernen? Ganz häufig kommt er von außen. Da ist ein voller Schultag, an dem nachmittags Hausaufgaben erledigt werden müssen. Da ist die Vorgabe von der Schule, was Dein Kind wann können sollen muss – in Form von Terminen für Tests oder Abfragen. Da ist die Vorgabe der Form, wie das Kind sein Lernen gestalten soll, in Form von Arbeitsblättern, vorgegebenen Texten und Übungsformen. Da ist der Gruppendruck, der durch ständige Vergleiche in der Schule kaum vermeidbar ist: Meine Sitznachbarin hat wieder eine 1, mein bester Freund weint, weil er wieder eine 5 im Diktat hat, die Freundin weiß jetzt schon, dass sie das Gymnasium besucht….
Ohne Druck in den Ferien trainieren- weil Schuldruck hier nicht stattfindet
In den Ferien können Eltern ihren Kindern die Erfahrung ermöglichen, ohne Druck neue Kompetenzen zu entwickeln. Wenn Dein Kind sich angewöhnt, seine Lernzeit selbst einzuteilen, es spürt, welche Lernmethoden ihm taugen, wie es sich Wissen nachhaltig aneignet, es sieht, wie es sich verbessert, was es jetzt kann und einen super Start in die nächste Klasse hat – welch ein Boost für den Selbstwert!
Nachhaltig Neuronen verknpüfen mit System
Nachhaltig und gehirngerecht Wissen aufzusaugen ist während der Schulzeit kaum möglich – der aktuelle Schulstoff geht vor. In den Ferien kannst Du Dich dagegen voll auf den Inhalt konzentrieren: Statt Vokabeln pauken, das Schulbuch des kommenden Schuljahres mit der Birkenbihlmethode erkunden. Statt das Arbeitsheft zur Handschrift durchzuackern, gezielt einzelne Buchstaben trainieren und an der Schreibflüssigkeit arbeiten. Statt vorgegebene Lesetexte aus Schulbüchern mit dem Lieblingscomic an der Lesetechnik arbeiten. Statt stumpf Aufgaben zum Einmaleins in Arbeitsblättern auszufüllen, mit Spielen vernetztes Denken in Mathematik aufbauen und das Kopfrechnen schulen.
Aber sie brauchen doch auch Zeit für sich!
Ja klar. Die nimmt den Kindern auch niemand. Schule frisst Zeit. Morgenkreis hier, Tüdelüt da, alles wichtig, keine Frage. Der Netto-Schulstoff ließe sich in einem Bruchteil der Zeit vermitteln, die die Kinder in der Schule verbringen. In den Ferien hast Du ein ausgeschlafenes Kind, täglich 30 Minuten, hey, das ist völlig ausreichend um Wissenslücken zu schließen! Da bleibt massig Zeit für in-die-Luft-starren, auf-Bäume-klettern, im-Freibad-chillen, Freunde treffen und was man sonst noch so den lieben langen Tag so machen möchte.
Also was nun – soll mein Kind in den Ferien lernen?
Ein Satz vorweg: Es gibt keine Lernpolizei. Wenn Du aus diesem Artikel nur einen Satz mitnimmst, bitte diesen: Tu, was Du für richtig hältst.
Dein Kind, Deine Einschätzung, Deine Familie, Deine Regeln.
Wer die Frage nach Lernen in den Ferien stellt, ist aber häufig viel eher an diesem Punkt: Wenn mein Kind während der Schulzeit völlig überfordert ist und einfach nichts nachholen kann, ist es dann nicht besser, ich übe mit ihm entspannt während der Ferienzeit?
- In der Lernbegleitung 360° bin ich für Dich da. Fundiert, spielbasiert und auf den Punkt. Weil Deine Zeit kostbar ist und Dein Kind es verdient hat, dass die Nachmittage vor allem zum Spielen da sein dürfen. Um die Schule kümmern wir uns gemeinsam – wenn immer möglich, indem wir spielend fördern, die Hausaufgaben nutzen oder bei Extra-Aufgaben ganz konkret auf den Punkt üben.
Manchmal ist es sinnvoll, Lücken in den Ferien zu füllen
Kinder, die in der Schule größere Schwierigkeiten haben, haben in den Ferien oft eine einmalige Chance: Ohne Druck und ohne sonstige Verpflichtungen den Stoff aufzuholen, den sie verpasst haben. In ihrem Tempo, und vielleicht endlich mal mit anderen Methoden als Arbeitsblättern. Das neue Schuljahr startet so gleich viel entspannter.
Ferien bieten die Chance, dort anzusetzen, wo das Kind steht und durch intensives trainieren Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, die sonst so schnell nicht möglich wären.
Warum nicht im Baumhaus Lesen üben, Mathe im Freibad oder Schreiben am Strand? Aber nicht in die Falle tappen, ständig jede Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Viele Kinder sind durchaus Fans der klar abgesteckten Lernzeiten. Für Dich ist das auch hilfreich, weil Du den Task abhaken kannst. Wer will denn schon an jeder Supermarktkasse nochmal fix das 1*1 üben. Siehste.
Eine kleine Liste, was Lernen (nicht nur in den Ferien) schöner macht
Den Lernstoff in den Ferien zu vertiefen, gelingt, wenn:
🌊 die Regeln klar sind
🌊 klare Zeiten festgelegt werden (maximal 30 Minuten) ODER
🌊 „unthematisiertes Lernen“ durch Spiele, Museumsbesuche… stattfindet
🌊 das Kind mitentscheiden kann und
🌊 klar ist, warum welches Thema bearbeitet wird.
🌊 der Hauptteil des Tages frei ist und bleibt.
🌊 kein Leistungsdruck ausgeübt wird
In den Ferien etwas Extra machen? Wenn, dann bitte aber spielerisch!
Schmunzeln muss ich bei diesen erhobenen Zeigefingern. Warum? Spielerisches Lernen ist nicht die Lösung für jedes Problem. Beispielsweise ist die Empfehlung, bei Handschriftproblemen die Motorik zu schulen, dann wird das schon, sagen wir mal: gewagt. Kann man so machen, aber es wird dann nicht. Wenn Du einem Kind mit Handschriftproblemen helfen willst, sind ergänzende Motorikübungen super sinnvoll, aber sie ersetzen das Handschrifttraining nicht.
Natürlich kann ich die Handschrift auch spielerisch fördern – keine Frage. Wir können Schreibspiele spielen (Stadt Land Fluß) und dabei darauf achten, sauber zu schreiben. Wir können eine Fee bei uns einziehen lassen und uns täglich Briefe schreiben. Wir können einen Satz des Tages an die Fensterscheibe malen. Aber für eine geübte Handschrift muss das Kind schreiben, nicht klettern und kneten. Das darf es sehr gerne zusätzlich tun 😉
Ein bewährtes Rezept zum Aufarbeiten des Schulstoffs in den Ferien
Es hat sich bewährt, von 6 Wochen Sommerferien ca. 2-3 komplett „schulfrei“ zu gestalten. In den anderen 2-3 Wochen spricht nichts dagegen, gezielt und wohldosiert (15-30 Minuten am Tag) zu üben und sich geziehlt auf das nächste Schuljahr vorzubereiten.
Eine Sache der eigenen Einstellung
Welche Einstellung hast Du eigentlich selbst zum Thema „Lernen“? Wie würdest Du Dir wünschen, dass Dein Kind lernen darf? Wäre es nicht ein guter Zeitpunkt, Deinem Kind solche Lernerfahrungen zu ermöglichen?
Was denkst Du, hört Dein Kind, wenn Du ihm sagst dass es „nicht lernen muss, sondern Freude beim Lernen haben darf“? Was wird das Kind denken, wie Du zum Lernen stehst? Welche Einstellung möchtest Du Deinem Kind vermitteln? Lernst Du vielleicht auch etwas Neues in den Sommerferien? Eine kleine Fortbildung, eine neue Sprache – worauf hast Du Lust?
5 +1 Tipp zum „anders lernen“ – nicht nur in den Ferien 🙂
Anders lernen ist oft schon mit ganz einfachen Ideen machbar.
- Weg vom Schreibtisch, hin zum Bodentisch, Stehtisch, Küchentisch.
- Raus aus dem Haus, rein den Garten, oder auf den Balkon.
- Weg vom Arbeitsblatt, hin zum Spiel.
- Nicht mehr sitzen, dafür rennen, hüpfen, springen.
- Raus aus der Theorie, rein in die Praxis: Museum, Kochen/ Backen, Einkaufen…
- Weg vom Lesen, hin zum Hören und Sehen: unterschiedliche Kanäle garnieren das Lernen.
Du begleitest Dein Kind beim Lernen in Klasse 1-6 und suchst eine fundierte Begleitung, nachhaltigen Erfolg und jemanden, der für Deine Fragen an Deiner Seite ist?
In der Lernbegleitung 360° bin ich für Dich da. Fundiert, spielbasiert und auf den Punkt. Weil Deine Zeit kostbar ist und Dein Kind es verdient hat, dass die Nachmittage vor allem zum Spielen da sein dürfen. Um die Schule kümmern wir uns gemeinsam – wenn immer möglich, indem wir spielend fördern, die Hausaufgaben nutzen oder bei Extra-Aufgaben ganz konkret auf den Punkt üben.
Weiterführende Artikel auf diesem Blog
Gezielt Lernen mit Spielen? Aber klar doch. Wie das geht, erfährst Du hier.
Einen motivierenden Lernplan erstellen
Hier kannst Du lesen, wie Kinder das Lesen lernen.
Wenn Dir Fragen zu Rechenschwierigkeiten auf der Seele liegen, gibt es hier mehr Informationen.
Interessant ist auch, wie schnell ein Kind eigentlich lesen sollte und warum das so ist.
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