Lerntherapie Dr. Dina Beneken

Eltern als Lehrer ihrer Kinder – kann das gutgehen?

von | Feb 18, 2021 | Erwachsene, Lernen, Motivation

Eltern als Lehrer? Sicher kennst Du diese Sprüche: „Eltern sollten ihre Kinder nicht unterrichten!“ – „Für das Lernen ist die Schule zuständig“- „Schule bleibt Schule, zuhause soll ein Nest sein“.

Daran irritieren mich 2 Dinge. Erstens ist es fernab jeder Realität: Tatsache ist, dass sehr viele Eltern mit ihren Kindern mehr oder weniger intensiv Schule machen. Zweitens: Wieso sollten Eltern in der Lage sein, ihren Kindern Höflichkeit, soziales erwünschtes Verhalten, Schwimmen, Fahrradfahren, Kochen, Löcher in die Wand bohren, Streiten, Versöhnen, Nähen, Baumhaus bauen… beibringen, aber auf keinen Fall Lesen, Rechnen und Schreiben?

Dennoch bleibt am Ende des Tages bei schulischen Inhalten oft ein Rollenkonflikt, den es bei anderen Tätigkeiten nicht gibt. Denn Schule ist kein freiwilliger Zustand und oft wirst Du als Elternteil eben auch in gewisser Weise von der Schule gesteuert. Du kannst nicht frei entscheiden, was Du wann mit Deinem Kind lernst. Den Rahmen gibt jemand anderes vor.

In diesem Beitrag gebe ich Dir 7 Tipps, wie Du mit dem Rollenkonflikt umgehen kannst, damit Schule und Lehrer sein nicht Dein Leben bestimmt. Und wie die Beziehung zu Deinem Kind über das Lernen im Idealfall stärker wird – weil es weiß, dass Du ihm ein verlässlicher Lernpartner bist.

Prolog: Warum Du ein guter Lehrer sein kannst und wieso Du mit Deinem Kind beim Lernen gerne mal aneinandergerätst, darüber spreche ich in diesem Video.

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Eltern als Lehrer – Bewusstes Trennen zwischen Schule und Freizeit

Momentan befinden wir uns im Distanzlernen – nicht nur Dein Kind macht zuhause normalerweise keine Schule, auch Du. Wann bist Du Wissensvermittler, wann hast Du andere Aufgaben, wann hast Du keine Aufgaben?

Klingt so einfach, aber Dein Problem als 24 Stunden anwesender Lieblingsmensch ist: Du musst lernen, bewusst zu trennen. Es ist saublöd, wenn Dein Kind das Gedicht für die Schule nicht lernt. Oder seinen Mathezettel nicht fertig hat.

In der Schule passiert dann folgendes:

  • gar nichts
  • eine schlechte Note
  • der Auftrag, es zuhause nachzuholen.

zu Schulzeiten holt Dein Kind das dann zuhause nach, meist in einem zeitlich begrenzten Rahmen.

Damit Du zuhause trotz fehlender Schultür eine gute Balance findest, kannst Du folgendes tun:
🦙 zeitlichen Rahmen für die Aufgabe setzen. Wenn Zeit vorbei, dann Zeit vorbei. Wenn Aufgabe nicht geschafft, maximal einen Nachholzeitraum festlegen.
🦙 Wenn Nachholzeitraum vorbei, dann vorbei.
🦙 Kommunikation an die Schule, dass es nicht möglich war, dass ihr es so und so probiert habt. Heft zu, Thema gegessen.

Drama-Lama zuhause? Lernkompetenzen noch nicht implementiert? Dagegen habe ich was:

Eines der Hauptprobleme ist: Sich als Lernbegleiter selbst vom Thema trennen. Sprich es nicht mehr an. Es ist wie es ist. Die Lernzeit ist vorbei. Das Problem darf jetzt gehen.

Du darfst jetzt schöne Dinge mit Deinem Kind machen. Du sollst jetzt schöne Dinge mit Deinem Kind machen. Es ist nur Schule, es war nur ein schlechter Tag, es ist vielleicht sogar jeden Tag irgendwie doof, aber es wird niemals besser, wenn es 24 Stunden lang doof ist.

Lernräume von Freizeiträumen trennen- macht die Türe nach der Schule zu.

Dafür hilft es sehr wenn Du den Lernraum irgendwie vom restlichen Familienleben trennen kannst. Es geht hier nicht nur darum, eine gute Lernzeit zu haben, sondern auch eine gute Nicht-Lernzeit.

Wenn Du den ganzen Tag Deine Arbeit im Wohnzimmer siehst, kannst Du nicht richtig abschalten. Genauso geht es Deinem Kind. Manche Familien lösen dies durch ein Familienarbeitszimmer, das man nach getaner Arbeit verlassen kann.

Wenn Dein Kind in seinem Zimmer lernt, lass es bewusst den Laptop schließen und wegräumen, den Schreibtisch vom Schulkram befreien, die Klamotten wegräumen.Diese 10 Minuten lohnen sich. Auch in der Schule packt es den Kram in der letzten Stunde in die Schultasche und hinterlässt den Arbeitsplatz ordentlich.

So kann man bewusst umschalten – Schule vorbei, hallo Freizeit. 10 Minuten, die sich lohnen.

Am nächsten Tag startet man mit dem umgekehrten Ritual (Tasche ausräumen, Materialien richten) in den Schultag. Bewusst ankommen, bewusst gehen.

Wie Dich das entlastet? Auch Du startest bewusst in die Zeit, in der Du für Dein Kind schulischer Ansprechpartner bist und auch Du beendest den Schultag bewusst. In dieser Zeit (der Ankomm- bzw Heimgehzeit) bringst Du Deinem Kind wertvolle organisatorische Dinge bei 🙂 und vor allem: einen guten Abschluss.

Schluss mit Stress am Hausaufgabentisch – komm in die Community für Eltern, die mit ihren Kindern in Klasse 1 – 6 lernen.
  • In der Lernkompetenz-Community begleite ich Dich dabei, Dein Kind beim Erwerb der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Denken optimal zu fördern.

Eltern als Lehrer – Du musst in Lernzeiten nicht immer Lehrer sein!

Auch wenn Du mit Deinem Kind im Homeschooling bist, auch wenn gerade Lernzeit ist, bist Du nicht dir ganze Zeit „Lehrer“ für Dein Kind. Natürlich darfst und sollst Du spüren, wann Dein Kind Dich als Elternteil braucht. Ein „ich weiß es nicht“ Deines Kindes kann auch ein „nimm mich jetzt einfach mal in den Arm“ sein.

Das ist Dein Vorteil, wenn Du zuhause mit Deinem Kind lernst: Du kannst die Bedürfnisse Deines Kindes, die es braucht, um gut Lernen zu können, zeitnah stillen. Ist das Bedürfnis nach Nähe, Hunger, Durst etc. gestillt, muss es nicht aufgeschoben werden und Dein Kind kann sich zeitnah wieder den Aufgaben widmen.
Sei Dir klar darüber, ob Du im jetzigen Moment eher als Mutter/ Vater benötigt wirst.

🦙 Das Lama sagt: Wenn Du gerade keine Lust hast, irgendwie lehrend tätig zu sein, lass es.

Ist ok. Auch Du darfst übrigens mal nicht können/ wollen/ müssen. Überlege Dir, wann es ein besserer Zeitpunkt wäre, ob Du Vorbereitung brauchst oder ob Dein Kind jetzt einfach mal jemanden benötigt, der die Situation mit ihm zusammen bedauert.

Mach es auf Deine Art! Alternative Lernmethoden sind ok.

Über die Schule zu jammern ist leicht, es anders zu machen nicht immer. Lass Dich nicht zu sehr von den Vorgaben der Schule steuern. Wenn die Aufgaben und Vorgaben für Dein Kind passen, ist alles gut. Übernimm sie.

Wenn nicht – sei so frei und passe an. Setze Prioritäten, ermögliche andere Lernkanäle. Das 1*1 kann man auch mündlich üben oder mit passenden Spielen. Ähnliches gilt für Lernwörter oder Grammatik.

Nimm den Druck raus. Wenn Dein Kind mit der Planung nicht klarkommt, nimm sie ihm ab und ermögliche ihm frustfreies Lernen. Du kannst es Schritt für Schritt zum Planen ermächtigen, es muss nicht alles auf einmal sein.
Wenn Dein Kind mit den Formaten nicht klar kommt, setze andere ein. Es kommt nicht darauf an, ob Dein Kind ein Arbeitsblatt ausgefüllt hat, es kommt darauf an, dass es die Inhalte verstanden hat und anwenden kann.

Wenn Dein Kind lieber einen Brief an die Fee schreibt als einen Aufsatz über Ritter und Drachen, dann ändere das Thema (und schreibe kurz dazu, warum Du das so beschlossen hast). Es ist nicht Deine Aufgabe, Dein Kind zuhause in ein schulisches Format zu pressen. Das ist es nicht wert. Übrigens auch nicht im Präsenzunterricht, aber das ist ein anderes Thema.

Du darfst den Unterricht und die Aufgaben anpassen. Mach Dich nicht verrückt. Du darfst mit Deinem Kind auf Deine Art lernen.

Nicht alles alleine machen – such Dir Hilfe!

Du musst nicht alle Fächer abdecken können. Auch Lehrer sind sehr spezialisiert und unterreichten nicht jedes Fach. Auch wenn Du gerne Inhalte vermittelst und erklärst, gibt es immer Themen, die einfach nicht Dein Ding sind. Das ist total normal.

Du musst da nicht alleine durch, es gibt viele Möglichkeiten, hier einige Lösungen, die ich aus der Praxis kenne:
🦙 Dein Kind sucht sich eine kleine, virtuelle, Lerngruppe.
Manche Kinder arbeiten nicht gerne alleine und brauchen einfach jemanden in der Nähe. Mathe leiber mit Marie? Überlege gemeinsam mit Deinem Kind, ob es einzelne Fächer gemeinsam mit einem Freund erledigen möchte.
🦙 Gerne mit Kindern lernen, aber nicht jeden Tag? Eine Minilerngruppe mit anderen Eltern der Klasse kann eine Lösung sein. Jeden Tag ist ein Erwachsener in der Videokonferenz und als Lernpartner anwesend. Oder Du tust Dich mit einem anderen Elternteil zusammen, dass lieber Mathe macht und übernimmst dafür Englisch bei dessen Nachwuchs.
🦙 Schülernachhilfe: ältere Schüler übernehmen gerne Hausaufgaben/ Lernzeitbetreuung über Videochat. Ist für die Kinder oft sehr angenehm und funktioniert sehr gut.
🦙 Auch eine professionelle Nachhilfe kann sinnvoll sein – als Vorhilfe oder um erst gar keine Probleme aufkommen zu lassen. Pensionierte Lehrer beispielswiese begleiten Kinder professionell und mit dem nötigen Background, z.b. wenn es um den Sprachaufbau geht.

Stärken, Stärken, Stärken – die Schwächen sieht man ja von alleine

Wenn Du die ganze Zeit mit Schulkram beschäftig bist, schleicht sich leicht in Blick auf Defizite ein. Nein, das willst Du natürlich nicht 🙂 Aber was kannst Du tun?

🦙 Mach.eine.Liste!🦙
Eine Stärkenliste. Schreibe auf, was Dein Kind so richtig gut kann. Wo es super ist. Nicht nur in der Schule. Welche Eigenschaften liebst Du an ihm?

Nimm Dir Zeit, ein Heißgetränk, ein Papier und Ruhe.

Schreibe sie in Form eines Briefes an Dein Kind.

Es ist immer wieder wichtig, sich die Stärken richtig bewusst zu machen. Sie zu suchen, wenn man sie verloren hat. Mach die Liste. Es lohnt sich.

Be different – mach den Unterschied für Dein Kind

Hast Du die Stärkenliste aufgestellt? Wo ist Dein Kind krass genial, Dein Superheld, Dein Herzensbrecher?

🦙 Heute ist Showtime 🦙

  • Termin mit Kind ausmachen. Lieblingsgetränk servieren, für Gemütlichkeit sorgen. Sag Deinem Kind, was Du an ihm toll findest, was es gut kann, was seine Stärken aus Deiner Sicht sind. Nur das. Kein Aber. Nur das, was es super gut macht, seine Entwicklung, warum Du stolz bist.
  • Du kannst Dein Kind mit ganz einfachen Tricks motivieren. Hey, es ist Dein Kind! Was macht die Lernzeit für Dein Kind besonders? Ein liebevoll vorbereiteter Arbeitsplatz? Nüsse oder ein paar saure Drops? Ein Tee zur rechten Zeit? Würfelspiele statt Arbeitsblatt? Dein Kind, Deine Wohnung, Deine Regeln. Mach es anders, wenn es auf die geforderte Tour nicht läuft. Überlege mit Deinem Kind eine Lösung, beziehe es ein. Gib ihm die Möglichkeit zur Mitbestimmung.
  • NoDramaLama – Du bist der Chef. Du darfst auch mal die Fünf ganz gerade sein lassen und den Lehrer wegpacken. Wie geil ist das denn. Sag das doch mal ganz offen: Heute hab ich auch keine Lust. Muss nicht jeder Tag perfekt sein, und manchmal sind die unperfekten Tage die allerbesten. Wenn Du Dich das nicht traust, tu so, als wäre Vertretungsstunde 😉

Spielend lernen?

Wie Du mit ganz normalen Regelspielen mit Deinem Kind schulische Inhalte erspielst statt erarbeitest (na gut. Face the truth – das wäre zu schön um wahr zu sein. Also zumindest mit einer gehörigen Portion Spaß lernst) lernst Du aus Videos in meinem youtube Kanal. Ich zeige für einzelne Spiele auf, wie man sie für welche Zwecke einsetzen kann. Da ist sicher auch was für Dein Kind dabei.

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