Lerntherapie Dr. Dina Beneken

Sonderpädagogischer Förderbedarf – wie begleite ich mein Kind in der Regelschule?

von | Aug 12, 2022 | Förderbedarf, Konzentration, Lesen, Motivation, Rechnen

Wenn Dein Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Rahmen der Inklusion an einer Regelschule unterrichtet wird, stellen sich Dir viele Fragen. Und viele neue Anforderungen an Deine Lehrerqualitäten, mit denen Du so nicht gerechnet hast.

(Artikel von 2019, überarbeitet Februar 2021. August 2022)

Dein Kind hat Schwierigkeiten, dem Schulstoff im Tempo seiner Klasse zu folgen? Es hat zwar Anspruch auf einzelne Förderstunden, aber diese fallen wegen Personalmangel oder anderen Gründen ständig aus? Oder sie finden statt, aber Dein Kind hat zu dieser Zeit einfach keine Kapazitäten frei, um dem Unterricht zu folgen?

Besondere Herausforderung Regelschule

Lehrer an der Regelschule sind häufig nicht gut genug auf das Thema Inklusion vorbereitet. Sie haben eine Klasse, in der viele unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Förderbedarf sitzen. Es gibt in den wenigsten Klassen zusätzliche Fachkräfte. Irgendwann stellst Du fest, dass die Unterstützung Deines Kindes in diesem Schulsystem durchaus besser sein könnte. Selbst wenn alle Beteiligten ihr Bestes geben – Dein Kind hat einen besonderen Bedarf und benötigt andere Lerntechniken als vermeintlich „normale“ Kinder. Selbst unter idealen Bedingungen bleibt für Dich immer ein Mehraufwand beim Lernen  mit Deinem Kind.

Entscheidung für das Regelschulsystem

Wenn man sich für eine Regelschule entscheidet, bedeutet das auch, dass man die individuelle Entwicklung seines Kindes in großen Teilen selbst begleitet. Hier ist das Kind eben eines von vielen, es ist im Rahmen der Inklusion „dabei“, aber es wird nicht in besonderem Maße individuell (nicht so wie auf einer Förderschule) gefördert. Das hat viele Vorteile und einige Nachteile.

Erfolgsfaktoren

Meine persönliche Erfahrung mit einem Kind mit Förderbedarf in der Regelschule: Je besser die Erwachsenen miteinander kommunizieren, desto größer die Chance für ein Kind, sich zu entwickeln. Wenn Schule, Eltern und eventuell eine Schulbegleitung intensive zusammenarbeiten, sind das gute Voraussetzungen für gelungene Inklusion.

Der Blick auf das Kind

In einem solchen System aus Eltern, Lehrern, Förderpädagogen und Ämtern ist es normal, dass es immer mal wieder zu Krisen kommt. Jeder hat etwas andere Interessen, Ansichten und Ziele. Wenn ihr es schafft, in diesem Wirrwarr den Blick auf das Kind zu behalten, dann ist ein großer Schritt getan. Das setzt primär unter den Erwachsenen manchmal eine große Portion Kommunikationstalent voraus. Mit Glück habt ihr jemanden, der Krisen managen kann in der Gruppe. Ansonsten lohnt es sich, in diese Kompetenz zu investieren – man muss einfach miteinander auskommen.

Lernen mit besonderen Bedingungen

Kinder mit Förderbedarf haben besondere Bedingungen. Gerade diese Kinder müssen häufig mehr leisten als ihre Altersgenossen, die ohne Schwierigkeiten in der Schule lernen können.

Oft bleibt zwangsläufig davon viel am Elternhaus hängen. Wer sollte es sonst leisten? Kinder, deren Terminkalender voll ist, weil sie Therapien machen müssen und dazu noch Lernprobleme haben – eine besondere Herausforderung für die Eltern, wenn es um das Lernen geht. Wie schön wäre es, wenn man sich nur darüber aufregen müsste, dass das Kind die Hausaufgaben nicht beginnt. Aber dann geht es ja erst los – Wenn Dein Kind endlich beginnt (und andere Eltern endlich aufatmen können), geht es bei euch erst richtig los.

Schluss mit Stress am Hausaufgabentisch – komm in die Community für Eltern, die mit ihren Kindern in Klasse 1 – 6 lernen.
  • In der Lernkompetenz-Community begleite ich Dich dabei, Dein Kind beim Erwerb der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Denken optimal zu fördern.

Du bist nicht nur Hausaufgabenbetreuung, Du bringst Deinem Kind den Stoff aktiv bei

So ist es, da hilft kein drumrumreden. Was Dein Kind in der Schule nicht lernt, wird es entweder mit Dir lernen oder sehr viel später oder gar nicht. Nun hast Du höchstwahrscheinlich nicht gelernt, wie man mit Kindern lernt, sondern hast einen anderen Beruf. Was also tun? Wie geht man vor? Wie bin ich ein guter Lehrer, wie finde ich meine Rolle zwischen Lehrer und Mutter/ Vater, welche Möglichkeiten gibt es für mein Kind? Ständig neue Fragen und nebenbei jonglierst Du mit dem System. (Zum Thema „wie bin ich ein guter Lehrer?“ kannst Du hier weiterlesen).

Wenn alles an Dir hängt, ist es wichtig, dass Du auf Deine Kapazitäten achtest. Was kann Dich sinnvoll entlasten? Was kannst Du abgeben, um was willst oder musst Du Dich selbst kümmern?

Ich bleibe in diesem Beitrag beim Thema wie Du das Lernen mit Deinem Kind wuppen kannst. Alles andere würde den Rahmen sprengen.

Erste Hilfe zur Entlastung

Die Schulbücher kaufen

Wenn Dein Kind seine Bücher immer unter der Bank hat (was gut für seinen Rücken ist!), besorge Dir diese Bücher ein zweites Mal für zu Hause. Dort steht oft beschrieben, nach welchem System Dein Kind etwas lernt und es erspart Dir mühseliges Recherchieren im Internet. Je nach Temperament des Kindes kann es auch sinnvoll sein, die Arbeitshefte zweimal zu kaufen. Am Ende des Tages ist es nervenschonender, zu Hause schnell eine Kopie der Hausaufgabe zu machen, wenn das Heft aus Versehen nicht mit nach Hause genommen wurde, als hinter Klassenkameraden herumzutelefonieren oder es auf den nächsten Tag zu verschieben. Bücher und Arbeitshefte kann man am Ende des Jahres wieder verkaufen.

Einen Lern/Förderplan erstellen

Idealerweise kannst Du Dich mit der Lehrkraft Deines Kindes zusammensetzen und eine Liste erstellen: Was sind die nächsten Lernschritte? Wie können wir das Kind dabei unterstützen? Vielleicht hat die Lehrkraft sogar Ideen, mit welchem Material das geht. Hat sie keine oder musst Du alles allein machen, kannst Du Dir auch Hilfe holen und einen Lerntherapeuten bitten, den Lernstand Deines Kindes zu testen und Euch bei einem Plan zu unterstützen.
Ich habe Dir einen Förderplan als Vorlage erstellen. Du kannst ihn Dir herunterladen (-> zum Förderplan). Nur Mut. Du kannst nichts falsch machen. Besprich ihn mit dem Lehrer Deines Kindes, oder füllt ihn gemeinsam aus.

Randbemerkung: Ja, es kann leider passieren, dass der Lehrkraft Deines Kindes dazu nichts einfällt, sie meint „jemand anderes wäre dafür zuständig“ oder sie „hätte dafür keine Ausbildung“. Das kommt nicht selten vor und dann passiert erst mal, genau, gar nichts.

Lass Dich davon nicht abhalten – Beginne einfach selbst. Wenn Du handelst, hast Du die Zügel in der Hand. Das ist immer besser, als sich fremdsteuern zu lassen.

Dokumentieren

Kinder lernen oft schubweise, und immer wieder kommt es zu diesem Gefühl, dass nichts voranginge. Das liegt zum einen daran, dass der Vergleich zu den Klassenkameraden immer „negativ“ ausfällt – Dein Kind lernt eine neue Sache, die Klassenkameraden auch, es ist also immer noch „hintendran“. Dagegen hilft, die eigenen Erfolge sichtbar zu dokumentieren. Ich mache das mit der Bergedorfer Lernblume oder dem Lerndorf. Das hat den Vorteil, dass Du siehst, dass Dein Kind sehr wohl Fortschritte macht (die Du Deinem Kind aufzeigen kannst – das ist sehr, sehr gut für die Motivation). Achte darauf, nicht nur die kognitiven Fortschritte zu dokumentieren, sondern auch die emotionalen Fortschritte. In den Förderplan gehören auch Dinge wie „Sport machen, außerschulisch“ (exemplarisch).

Der zweite Vorteil des Dokumentierens ist, dass Du den Faden nicht verlierst, weil Du täglich am Thema dran bist.

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Zuletzt aktualisiert am Juli 1, 2023 um 11:09 am . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Intensiver Austausch mit der Schule

Wenn klar ist, dass Dein Kind zu Hause eine Zusatzförderung bekommt/ bekommen soll, ist es hoffentlich möglich, dass Du Dich mit der Klassenleitung abstimmst. Dazu ist ein Kommunikationsheft hilfreich. Ich habe nutze dafür gerne den Schuljahresbegleiter aus dem Auerverlag. Das ist im Prinzip ein A4 Hausaufgabenheft mit viel Platz für tägliche Notizen. Dort kannst Du auch jeden Erfolg eingetragen wie Antolinpunkte oder eine Urkunde beim Skateboardfahren. Es ist nicht wichtig, dass der Lehrer täglich hineinschaut – aber bei Bedarf können so alle Seiten nachvollziehen, was „gerade läuft“.

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Und Du bist nicht sprachlos, wenn jemand fragt, was ihr eigentlich so macht, um das Kind zu unterstützen. Meine Erfahrung ist: Eltern machen jede Menge, täglich, ungefragt und ohne Therapie, aber in Treffen bringen sie es nicht auf den Punkt, weil es eben so selbstverständlich für sie ist. Mit einem Kind, das nicht verlieren kann, bewusst Verlierspiele zu spielen, ist eine Förderung, die durchaus hier Platz hat. Mit einem Kind, das sich nicht unter Menschenmengen traut, mittels regelmäßiger geliebter Schwimmbadbesuche zu versuchen, ebenso. Du verstehst, was ich meine 😉

Weiterführende Artikel und Links

Wie lerne ich mit meinem Kind? Eltern in der Lehrerrolle

Wie schreibt man eigentlich Tests? Wie Du mit Deinem Kind übst.

Einen Lernplan für Kinder aufstellen

Hausaufgaben – ein wirkungsloses Drama?

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