Lerntherapie Dr. Dina Beneken

Lernstandsanalyse – was ist das eigentlich?

von | Jun 8, 2021 | Förderbedarf, Grundschule, Lernen

In diesem Beitrag gebe ich Dir einen kurzen Überblick zu dem Begriff „Lernstandsanalyse“.
Was ist das, wie dient es Deinem Kind und was kannst Du daraus ziehen?

Was ist eine Lernstandsanalyse?

In einer Lernstandsanalyse wird tatsächlich, wie das Wort es ausdrückt, der aktuelle Lernstand analysiert. Eine Lernstandsanalyse ist keine Diagnostik auf LRS oder Dyskalkulie. Das ist sehr wichtig! Bei einer Lernstandsanalyse werden systematisch die Inhalte des vergangenen Unterrichts abgeprüft.

Unterschied Lernstandsanalyse und Diagnostik auf Legasthenie/ Dyskalkulie

Der Unterschied zu einer Diagnostik besteht in der Auswertung der Ergebnisse: Bei einer reinen Diagnostik zählt nur das geschriebene Ergebnis. 13-4 = 6? Fehler. Am Ende einer diagnostischen Auswertung werden die Fehler gezählt, ein Durchschnitt gebildet, über einen Erwartungshorizont gelegt und anhand der klassischen Gaußkurve festgestellt: Das Kind ist im erwarteten Durchschnitt oder nicht. Ist es darüber, gilt es als besonders gut, liegt es darunter, als besonders schlecht.

Eine Lernstandsanalyse dagegen bedeutet deutlich mehr Aufwand für den Untersucher, denn hier muss man genau hingesehen, nachfragen und zuhören. Nehmen wir als Beispiel die Aufgabe 13-4 = 6. Das Ergebnis bleibt falsch. Aber der aufmerksame Analyst findet die möglichen Gründe mit gezielten Fragen („diagnostisches Interview“) ziemlich detailliert heraus. Diese können beispielsweise sein:

  • das Kind kann zwar 13-4 = 9 richtig rechnen (das hat es laut gedacht), verwechselt aber die Verschriftlichung der Ziffern 6 und 9 ständig.
    ODER
  • das Kind nutzt keine geeignete Rechenstrategie.
    ODER
  • das Kind nutzt zwar eine Rechenstrategie, wendet sie aber falsch an.
    ODER
  • das Kind war nicht gut drauf, hat alle anderen Rechnungen problemlos gelöst und hat sich einfach nur mal verrechnet.
    ODER
  • das Kind hat wild geraten und kennt viele die anderen Rechnungen auswendig, diese aber nicht. Es hat gar nicht verstanden, was genau bei der Subtraktion passiert.

Lernstandsanalysen ermöglichen ein genaues Abbild dessen, was schon verstanden wurde – und was nicht.

Nach einer Lernstandsanalyse weißt Du also, an welchen Stellen des bereits erarbeiteten Stoffgebietes Dein Kind noch Schwierigkeiten hat. Durch gezieltes Nachfragen bei Problemaufgaben, kann man sehr gut herauszufinden, ob es sich beim Fehlerbild um ein grundlegendes Verständnisproblem oder schlicht fehlende Übung handelt.

Lernstandsanalysen sind die Basis für einen individuellen Lernplan

Die Gründe für Lücken im Lernstoff sind vielfältig. Es ist müßig, Schuldige zu suchen – auch in „normalen“ Zeiten haben Kinder aus unterschiedlichen Gründen Lücken im Lernstoff.

Am Ende des Tages ist es egal, ob diese entstanden sind, weil

  • das Kind am Erklärbärtag krank war
  • das Kind die Erklärung des Lehrers nicht verstanden hat
  • das Kind die Erklärung nicht verstehen kann, weil ihm das Fundament dazu fehlt
  • das Kind abgelenkt war
  • das Kind im Onlineunterricht nicht alles mitbekommen hat
  • usw, usf…

Um dem Kind zu helfen, ist es vor allem wichtig zu wissen, an welchem Punkt man ansetzen muss. Das weißt Du nach einer sauber durchgeführten Lernstandsanalyse. Auf dieser Basis lässt sich sehr leicht ein individueller Lernplan für Dein Kind erstellen. Es ist ganz klar, wo die Lücken sind – diese können nun systematisch angegangen werden

Wie dient die Lernstandsanalyse Deinem Kind?

Eine Lernstandsanalyse ist ergebnis- und lösungsorientiert. Anhand des individuellen Lernplans kann das Kind nun ganz gezielt an den Grundlagen arbeiten und den Stoff, den es schon sicher kann, für eine Weile beiseitelegen oder langsamer vorantreiben. Dein Kind hat die Chance, sich auf das, was es voranbringt, zu konzentrieren, statt an einem Gießkannensystem teilzuhaben. Wenn Dein Kind Glück hat, erhält es einen individuellen Lernplan und individuelle Hausaufgaben.

Achtung Falle: Lückenstopfen nicht als Extra-Aufgaben verteilen!

Unglücklich wäre es, in diesem Moment die Lücken mit Zusatzaufgaben füllen zu wollen. Warum? Weil Lückenstopfen eine extrem anstrengende Aufgabe ist. Es geht nicht um eine Beschäftigungsaktion, sondern um ernsthaftes Aufarbeiten und ein Sichern des Fundamentes. Dafür sollte unbedingt etwas anderes entfallen.

Erwachsene, übernehmt die Verantwortung!

Das ist und bleibt die Verantwortung der Erwachsenen. Es ist nicht die Schuld des Kindes, dass es Lücken hat. Die Erwachsenen können und müssen sehen, wo das Kind eine Weile lang gefahrlos Abstriche machen kann. Das Kind kann nur dann sicher Aufholen, wenn es den Energiehaushalt dafür auch zur Verfügung gestellt bekommt.

Lernstandsanalyse – Was können Eltern daraus ziehen?

Mit dem Ergebnis einer Lernstandsanalyse bist Du handlungsfähig. Wenn Du weißt, dass Dein Kind Schwierigkeiten mit der Zahlzerlegung hat, kannst Du genau das punktgenau mit ihm üben. Wenn Du nicht weißt, wie das geht, kannst Du mit den entsprechenden Lehrern sprechen und Dir Unterstützung holen.

Gemeinsames Üben hilft auch Dir als Lernpartner

Du kannst immer besser einschätzen, wie groß die Lücken sind, wenn Du selbst mit Deinem Kind arbeitest. Das gibt Dir Sicherheit für weitere Entscheidungen, beispielsweise wenn Du Dich fragst, ob Dein Kind besser die Klasse wiederholen sollte. Oder eben nicht – weil Du weißt, dass es sich um einen überschaubaren, machbaren Zusatzaufwand handelt.

Alleine mit der Lernstandsanalyse der Schule?

Mein Service für Dich: In den letzten Schulwochen bis zu den bayrischen Sommerferien biete ich ab sofort immer donnerstags in meiner Gruppe den „Punktgenau lernen“ Tag an. Wenn Du das Ergebnis einer Lernstandsanalyse in den Händen hast und wissen möchtest, wie Du einen Punkt mit Deinem Kind übst, frag mich – ich empfehle Dir ein passendes Spiel samt Anleitung für genau diesen Kompetenzbereich, eine Technik oder unterstützendes Material.
Dieser Service ist für die Gruppenmitglieder kostenlos. Es ist mein Beitrag zur Bildung der Kinder – an Aufholprogrammen über die Sommerferien werde ich mich nicht beteiligen.

Wenn Du mehr Fragen hast,
 kannst Du für solche Themen auch das 1.Hilfe Gespräch nutzen. In einer Stunde kann man viel beredet, zeigen und klären.

Schluss mit Stress am Hausaufgabentisch – komm in die Community für Eltern, die mit ihren Kindern in Klasse 1 – 6 lernen.
  • In der Lernkompetenz-Community begleite ich Dich dabei, Dein Kind beim Erwerb der Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Denken optimal zu fördern.

Lernstandsanalyse – außerhalb der Schule?

Tatsächlich ist es nicht der Regelfall, dass solche Analysen in der Schule durchgeführt werden. Manchmal ist es auch hilfreich, eine zweite, unabhängige Meinung zum Lernstand des Kindes zu haben.
Um ehrlich zu sein, war genau das mit ein Grund, warum ich Lerntherapeutin wurde: mir konnte schlicht niemand so genau sagen, wo mein Kind nun steht. Außer vagen Aussagen und „üben Sie ein bisschen Rechnen, natürlich spielerisch und nebenbei, und lassen sie das Kind abends mal vorlesen“ kam nicht viel rum.

Also habe ich es selbst gemacht. Als Naturwissenschaftler habe ich meine Leidenschaft für Analysen behalten und mich deswegen auch in meiner Lerntherapeutischen Praxis darauf spezialisiert. Mein Ziel ist, dass Du weißt, wo Dein Kind steht und wie Du es mit welchem Material gezielt alleine unterstützen kannst. Du kannst das. Grundschule ist kein Hexenwerk. Bei Fragen weißt Du, wo Du mich findest 🙂

Hier findest Du meine Angebote für Eltern.

Das muss gesagt werden: Lernstandsanalyse versus Notengebung

Mein Fazit zum aktuellen Thema „Lernstandsanalysen in den Schulen“: Allein die Tatsache, dass auf der einen Seite „valide Noten, mit denen der Übergang in die nächste Klasse gerechtfertigt werden“ und gleichzeitig eine ordentliche Lernstandsanalyse zum schließen der Lücken gefordert wird, zeigt das Problem der Notengebung auf. Noten sind grundsätzlich nicht aussagekräftig, was das wirkliche Können der Kinder betrifft. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung findest Du weiterführende Gedanken dazu.

Weiterführende Artikel und Videos findest Du hier:

Braucht mein Kind eine Diagnose, ja oder nein?

Eltern in der Lehrerrolle: Warum das eine gute Idee ist (und wie es funktioniert)

Einen Lernplan für Kinder aufstellen

Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf gut in der Grundschule begleiten

Hausaufgaben – ein wirkungsloses Drama?

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