Lerntherapie Dr. Dina Beneken

Onlinetools im (Online-)unterricht und zu Hause

von | Okt 31, 2022 | Lernen, Lerntechniken, Online Lerntherapie

Online, hey! Fancy und cool, das kann ich nicht – ich kenne viel zu wenig Tools oder Apps. Dina, wie machst Du das nur? Tatsächlich ist die meistgehörte Frage, wenn es ums Online-Setting geht: Welche Tools / Apps kann ich nur einsetzen?

Ich nenne Dir auch gleich noch welche, keine Sorge ;). Alle kannst Du auch daheim mit Deinem Kind nutzen beim täglichen Üben. Aber erst mal, Du ahnst es: der Blick auf die Grundlagen bitte.

Apps im Onlineunterricht – ja oder nein?

Ein klares „Ja“ von mir. Allerdings auch ein sehr klares  „Ja, aber“.

Aber?
Aber nur, wenn es sinnvoll ist. Sprich: das digitale Tool / die App auch den Präsenzunterricht bereichern würde.

???
Ich sehe Deine Fragezeichen 🙂 Aber es ist doch online, da braucht es doch ganz viel digitale Unterstützung!
Nein. Braucht es nicht. Überhaupt gar nicht. Es braucht im Onlineunterricht, genauso wie im Präsenzunterricht, vor allem eines: Eine Lehrperson, die weiß, wovon sie spricht und eine gute Beziehung zu ihrem Schüler hat.

Dann kommt lange Zeit nichts, dann die didaktischen Methoden und dann vielleicht ein paar nette Tools. Digitale, Analoge, Apps – das, was dem Zweck dient.

Ernüchternd, oder? Etwas befreiend vielleicht auch? Onlineunterricht ist vor allem erst mal eines: ein anderer Raum. Da gelten ein paar andere Bedingungen, die man beachten sollte, aber diese Bedingungen bedeuten auf gar keinen Fall, dass plötzlich jede Handlung, die in Präsenz manuell war, plötzlich mit einer Maschine durchgeführt werden muss.

Das Problem an Apps im Unterricht

Ein Tool muss dem Zweck dienen, auf keinen Fall darf es umgekehrt sein. Ein Tool muss von beiden Seiten, der Lehrkraft und dem Schüler, technisch beherrscht werden. Es darf

  • den Unterricht zeitlich nicht aufhalten (und auch nicht die Vorbereitung darauf)
  • die Didaktik nicht ausbremsen und
  • schon gar nicht zu Frustrationen führen.

Wenn es einen Satz gibt, den ich immer und immer wieder wiederhole:

Erst, wenn Du Dir sicher bist, was Du tust, denkst Du über Extrawürste nach.

Erst die Basics, dann das Topping. Wenn jeder Handgriff sitzt, dürfen die Spiele beginnen.

Ein weiteres Problem: Wir tendieren dazu, die Einarbeitungszeit maßlos zu unterschätzen. Wir suchen etwas, was uns Arbeit abnimmt, denken: sieht gut aus, benötige ich und zack – kommt die Ernüchterung aka „Kampf mit der Technik“.

Dann nehmen wir uns die Zeit, uns gründlich einzuarbeiten und dann folgt die zweite Ernüchterung auf dem Fuße: Die Kundschaft hatte diese Zeit ja noch nicht. Oups.

Es gilt also immer auch abzuwägen, wie gut man als Lernbegleiter in der Lage ist, das schicke neue Tool zu erklären, wie viel Zeit man dafür hat und ob das Tool einen solchen Gewinn für die Stunden bringt, dass es sich lohnt, diesen Aufwand zu fahren.

Online == digital == noch mehr Apps?
Oder: Warum eine Würfelapp (fast immer) sinnbefreit ist

Die Annahme, online müsse alles digital sein, führt mitunter zu abstrusen Ideen. Da werden Würfelapps ausgegraben, damit ein Kind würfeln kann. Seufz. Wem dient das?

Ja, eine Würfelapp war vielleicht ganz witzig, also vor ein paar Jahren, als ein Computer im Trainingsraum noch etwas Besonderes war. Als man Kinder noch mit „dem Computerprogramm“ locken konnte. Und selbst da – ganz ehrlich: Würfeln mit der App erschließt sich mir nicht. Das ist eine nette Programmieraufgabe, die sicher einige von uns irgendwann mal lösen durften.

Es ist auch ganz nett, wenn es schulisch in Richtung Wahrscheinlichkeitsrechnung geht und man in einer Schulklasse sitzt, die echte Würfel nur durch die Gegend werfen würde.

Im Rahmen von Nachhilfe oder Lerntherapie aber: weitgehend nutzlos. Wenn man Würfel manuell nutzt, hat das richtig viele Vorteile:

  • es ist schneller gemacht
  • es sorgt für Interaktion und echtes Mitspielerlebnis, weil man aktiv etwas tut
  • das Kind kann sich auf das inhaltliche konzentrieren: Welche Zahl hilft mir jetzt? (Kennst Du dieses ernsthafte Würfeln, das Hoffen auf eine 6, der stille Glaube, man könne die Würfel beeinflussen, indem man besonders wirft? Unbezahlbar!)

All das entfällt bei einem schnöden „Klick“. Und all das dient doch dem didaktisch gewollten Inhalt. Ich will ja gar keine Ablenkung vom eigentlichen Spiel durch eine weitere App erreichen. Ich will doch, dass sich mein Schüler auf das Spiel an sich konzentriert, und nicht an einer App rumspielt. Ich will doch erreichen, dass er mit dem Ergebnis des Gewürfelten arbeitet.

Gerade im Onlinesetting hat der stinknormale Würfel, den ich in jedem Haushalt erwarte (oder ihn zuschicken könnte), einen eigenen Reiz. Warum? Weil er ein verbindendes, handelndes Element ist. Es findet ja schon viel über den Bildschirm und die Kamera statt – da nutzt man doch jedes mögliche Element, das Bewegung in die Bude bringt.

Deswegen arbeite ich online sehr viel mit echten, anfassbaren Dingen. Ein Stift, mit dem man seine Aufgaben auf Papier notiert. Ein Würfel, mit dem man seine Aufgaben würfelt oder ein Männchen auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Spielfeld bewegt. Das Pausenspiel „Schiffe versenken“, old school auf Papier (hier findest Du eine Vorlage zum ausdrucken). Zack, wieder ein wenig mehr handfeste Learnings in die digitale Welt gebracht. Weil wir beides benötigen. Weil Handschrift wichtig ist, besonders wenn man mit Kindern im Grundschulalter arbeitet.

Die ultimative Würfelapp!

Als ich diesen Text geschrieben habe, hatte ich eine Würfelapp vor Augen, die, naja, lediglich einen Würfel geworfen hat. Das ganze sieht in dem Moment anders aus, in dem man spezielle Würfel nachbilden kann. Zack, sofort hat auch eine Würfelapp Sinn im (Online)Lerntraining. Sie erspart einem nämlich das Basteln, gerade, wenn man individuell arbeitet.

Danke an Claudia Bloos, die in meiner Facebookgruppe die ultimative Würfelapp vorgestellt hat: Dice 3D (7Pixels). Es gibt sie für Apple, Android und Windows 10, was bedeutet: Du kannst sie auch auf Deinem Rechner installieren und im Onlinetraining über „Bildschirm teilen“ super einsetzen.

Apps in der (Online)Lerntherapie: Beispiel Blitzlesen

Tatsächlich gibt es gute Apps, die einem das Leben leichter machen. Die sind übrigens auch in der Präsenzlerntherapie nutzbar. Und beim Üben zu Hause. Oder in der Schule.  Dann ist es eine sinnvolle App. Ein Beispiel dafür ist die Blitzleseapp der Worthelden.

Das Programm ermöglicht es, individuell Wörter einzugeben und als Blitzlesewörter zu üben. Wie praktisch. In der Schule. Zu Hause. Online. 😉 Es ist einfach gestaltet, ablenkungsfrei und versucht nicht, die Lehrperson wegzurationalisieren. Denn selbstverständlich muss ein kompetenter Lernpartner neben einem Kind sitzen, das Lesen übt, keine Frage. Aber eine solche App bereichert jeden Leseunterricht / Leseübung durch sinnvolle Zusatzübungen.

Digitale Tools in der (Online)Lerntherapie: Beispiel Kopfrechnen

Eine Runde Kopfrechnen zwischendurch, aber bitte auf passendem Niveau? Kein Problem mit SiKoRe (Sicher Kopfrechnen) – nicht neu, aber wunderbar durchdacht. Damit kannst Du ein Arbeitsblatt erzeugen oder live rechnen. Einfach den Zahlenraum und die Schwierigkeit aussuchen (Level 1: plus/ minus bis 10 -> also wirklich im Mathematikunterricht jeder Altersklasse einsetzbar). Kann man auch gut mit Speedolino kombinieren.

Digitale Tools in der (Online)Lerntherapie: Beispiel Lesen

Bücher in unterschiedlichen Lesestufen und passende Spiele, einfach im Browser lesen mit Amira-lesen. In 9 Sprachen erhältlich, auch auf den eigenen PC/ Laptop herunterladbar, kaum Ablenkung und wer mag, kann es sogar zum Tandemlesen oder für sinnentnehmendes Hören als Hörübung nutzen.

Meine persönliche Lieblingsapp und die Frage: Warum lernen die Kinder den Umgang damit nicht?

Du solltest Dich also immer fragen: wozu ist es nützlich?

Die nützlichste App für mich ist übrigens das Languagetool. Ein Programm zur Überprüfung der Rechtschreibung. Sie erleichtert mein Leben ungemein.

Und da stelle ich doch mal die Frage in den Raum: Warum zeigen wir solche wirklich vernünftigen Tools und Apps unseren Kindern nicht systematisch in der Schule? Da gibt es etwas, was das Leben wirklich leichter macht, ein externes Korrekturtool, mit dem man sicher jede Menge lernen kann, das ganz bestimmt auch didaktisch sinnvoll einsetzbar ist? Ich hätte jedenfalls jede Menge Ideen dazu.

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